Psychische Probleme sind zunehmend der Grund für krankheitsbedingte Arbeitsausfälle. Darunter gehört nicht nur das Burnout-Syndrom, sondern auch das sogenannte «Boreout».
Im Arbeitsleben kann es vorkommen, für eine kurze Zeit nicht vollkommen ausgelastet zu sein. Was passiert aber, wenn dieser Zustand chronisch wird? Der Begriff «Boreout» beschreibt einen Zustand von unterforderungsbedingtem Stress. In der Psychotherapie gilt es als das Gegenstück zum Burnout, das aber im Endeffekt zu vergleichbaren Symptomen führt: Depression, Schlaf- und Antriebslosigkeit, Kopf- sowie Magenbeschwerden.
Tabu Boreout? Stress als positives soziales Signal
Wer gestresst ist, hat viel zu tun – und wer viel zu tun hat, ist für ein Unternehmen wichtig: So in etwa lässt sich zusammenfassen, weshalb Stress in der Arbeitswelt durchaus positiv bewertet wird. Arbeitnehmer sind darauf sensibilisiert, jeden Moment im Arbeitsalltag produktiv zu nutzen. Wer an Boreout leidet, hat deshalb oft Angst, mit seinem Vorgesetzten darüber zu reden: Gross ist die Sorge, lediglich als fauler Mitarbeitender rüberzukommen.
Der Unterschiede zwischen dem Boreout-Syndrom und der Langeweile besteht darin, dass sich der Mitarbeitende beim Boreout nicht mit seiner Situation abfinden kann. Im Gegensatz zu einer faulen Person, möchte dieser nämlich viel Gutes in der Arbeitswelt leisten.
Boreout: Entwicklung und Symptome
Oft handelt es sich um stark engagierte Personen, die vom Boreout betroffen sind: Menschen, die den Wunsch haben, eigene Lösungen für Probleme zu entwickeln und die gesellschaftliche Entwicklung voranzutreiben.
In der beruflichen Praxis werden sie jedoch mit Einschränkungen konfrontiert, die ihrer Motivation, ihrem Interesse und dem Streben nach Anerkennung im Weg stehen. Die Desillusionierung führt dazu, dass Unterforderung, Desinteresse und Langweile entstehen. Gleichzeitig fürchten die betroffenen Personen, ihr Arbeitsverhältnis zu beenden.
Eine paradoxe Situation entsteht: Die Mitarbeitenden leisten das Minimum, tun jedoch so, als ob sie vollkommen ausgelastet sind. Die permanente Scheinarbeit fordert ihren Tribut – ein grosser Stress entsteht, der die Betroffenen erschöpft. Sie sind nicht mehr in der Lage, einfache Tätigkeiten befriedigend auszuführen und deshalb auch nicht mehr fähig, grössere Herausforderungen anzunehmen.
Boreout und «Person-Job-Mismatch»
Gewisse Faktoren begünstigen Unstimmigkeiten und Fehlanpassungen im Berufsleben. Sie könnten deshalb auch für das Entstehen von Boreout relevant sein:
- Die persönliche finanzielle Situation, der Arbeitsmarkt oder ein mangelndes Verantwortungsbewusstsein bei der Berufswahl drängen Personen in die falschen Berufe.
- Der rigide Umgang mit den Qualifikationen eines Mitarbeitenden erlaubt keine berufliche Weiterentwicklung im Unternehmen.
- Die betroffene Person hat eine langjährige und anspruchsvolle Ausbildung hinter sich und zögert deshalb, sich vollkommen neu zu orientieren.
Boreout in der Medizin
Mediziner verwenden den Begriff «Boreout» nur sporadisch, da das Phänomen bisher nicht ausreichend untersucht wurde.
Frühe Anzeichen?
Die Berufswahl hat nicht nur mit der eigenen Initiative und Ausbildung zu tun, sondern auch mit der wirtschaftlichen Situation und dem Arbeitsmarkt. Daher gibt es nur wenige allgemeingültige Tipps gegen Boreout.
Falls Langweile und Desinteresse Ihr Berufsleben prägen, sollten Sie keine passive Haltung einnehmen. Suchen Sie das Gespräch – innerhalb oder ausserhalb des Unternehmens. Oft kann eine Unterhaltung bereits dabei helfen, Ihre Situation besser einzuschätzen.
Wenn Sie Ihre Arbeit unglücklich macht und Ihre Situation keinen Jobwechsel erlaubt, kann psychologische Unterstützung empfehlenswert sein.
Haben Sie Fragen zum Thema «Gesundheit am Arbeitsplatz»? Dann kontaktieren Sie die Medgate Tele Clinic.
